Vor 90 Jahren

„Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.“

Mit diesen Worten hielt der SPD-Vorsitzende Otto Wels vor 90 Jahren am 23. März 1933 im Reichstag, umstellt von bewaffneten SA-Männern, ein leidenschaftliches Plädoyer für die Demokratie, für Freiheit und Gerechtigkeit, für Rechtsstaatlichkeit.

An diesem Tag schaffte sich die Demokratie in Deutschland selbst ab und entschied sich mitdem Hitler´schen „Ermächtigungsgesetz“ (offiziell verharmlosend „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“) für die NS-Diktatur.

Nur die SPD stimmte als einzige Partei, geschlossen, im Reichstag gegen das Gesetz. 26 der 120 SPD-Abgeordneten fehlten. Sie waren in den Tagen vor der Abstimmung zusammengeschlagen worden, waren auf der Flucht ins Exil oder verhaftet.

Die 81 Abgeordneten der KPD waren schon in den Wochen zuvor verhaftet worden sofern sie nicht mehr untertauchen konnten. Ihre Mandate im Reichstag waren bereits zwei Wochen zuvor durch eine Verordnung der Hitlerregierung annulliert worden.