10 Jahre „Aktionsbündnis für den Erhalt von Nautiland-Bad und Eisbahn“

Am 16.09.2016 feiert das Aktionsbündnis im Rahmen seines 48. Treffens sein 10jähriges Bestehen – das eigentlich nie geplant und nie gewollt war.
10 Jahre, die zuerst vom Engagement gegen die Schließung des Bades sowie anschließend über viele Jahre vom Engagement für die Sanierung des Bades am Standort am Nigglweg und das Einbringen der Interessen und Bedürfnisse der Vereine und Nutzergruppen in die Planungen geprägt waren. Mittlerweile prägt die Vorbereitung auf die Bauzeit mit der Ausweichplanung für den Schwimmsport und die Sicherstellung des Eis- und Rollsports die Aktivitäten. Für das 1973 errichtete Zellerauer Bad, das 1990 zum „Nautiland-Bad“ ausgebaut wurde, war nach vielen Jahren Nutzung eine Sanierung und technische Modernisierung notwendig geworden, die Betriebskosten lösten ebenfalls permanent politische Diskussionen in Würzburg aus.
Am 22.11.2002 brachte die bei den Kommunalwahlen 2002 neu gewählte Oberbürgermeisterin Pia Beckmann einen Antrag über die Schließung des Bades in den Würzburger Stadtrat ein. Allerdings folgten nur 17 Stadträte (aus den Fraktionen CSU, WL, FDP, ÖDP und Bürgerforum) der Oberbürgermeisterin, gegen die Schließung votierten 32 Stadträte. Die Schließung des Bades war (erst mal) verhindert.
Dies lag sicherlich auch am öffentlichen Proteststurm, der losbrach und an den 14.000 durch die betroffenen Vereine (Interessengemeinschaft Nautiland/Eisbahn) gesammelten Unterschriften gegen die Schließung des Bades, die zuvor im Rathaus übergeben wurden. Allerdings beschloss der Stadtrat in der gleichen Sitzung überraschenderweise mit 26 zu 22 Stimmen eine Reparaturkostenbegrenzung auf 200.000 €, deren Überschreitung dann doch eine Schließung des Bades zur Folge haben sollte, sowie eine Kürzung des Betriebskostenzuschusses.
Nach über 3 Jahren Diskussion über Defizit, Sanierungsbedarf und Rückbau kam 2006 erneut eine Schließung des Bades in die politische Diskussion.
Am 01.09.2006 lud der SPD-Ortsverein Zellerau-Mainviertel, der sich gegen eine Schließung des Bades eingesetzt hatte, Vertreter der betroffenen Vereine sowie Bürgerinnen und Bürger, die mithelfen wollten das Nautiland-Bad und die Eisbahn zu erhalten, zu einem Bürgergespräch ein. In diesem Kreis bestand sehr schnell Einigkeit, sich gemeinsam für den Erhalt einzusetzen. Bereits am 15.09.2006 fand ein zweites Treffen statt, in dessen Rahmen das Aktionsbündnis gegründet
und sein Name „Aktionsbündnis für den Erhalt von Nautiland-Bad und Eisbahn“ festgelegt wurde. Die Entscheidung für ein „Aktionsbündnis“ beinhaltete auch die Entscheidung, keinen eingetragenen Verein zu gründen (und war von keinem der Gründungsmitglieder auf einen Zeitraum von 10 Jahren gedacht). Gründungsmitglieder waren neben dem SPD-Ortsverein Zellerau-Mainviertel (mit Stadträtin Gisela Pfannes) und dem CSU-Ortsverband Zellerau (mit Christine Buchberger) die Vereine DJK-Schwimmabteilung (mit Bernhard Reble), ESV (mit Andreas Karl), TSG (mit Peter Endres), WERV (mit Isolde Kutscheidt) sowie die Seniorenwassergymnastikgruppe im Nautiland (mit Günter Haberland), die Wasserwacht, das Elisabethenheim (mit Dora Gebel) und viele engagierte Nutzerinnen und Nutzer von Bad und Eisbahn (wie bspw. Friederike Lodermeier, Helmut Filbry, Helga Jordan, Eva Steinmetz und Gisela Mathes). Unterstützt wurde die Gründung von den Vereinen Würzburger FV, SV09 und Narrenfreunde Zellerau. Zum Sprecher des Aktionsbündnisses wurde Klaus Friedrich, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Zellerau-Mainviertel, gewählt.
Im Oktober 2006 wurde die erste Auflage des Flyers „Für den dauerhaften Erhalt unseres Familienbades Nautiland und der Eisbahn für alle Bürger!“, der alle wesentlichen Argumente enthielt, gedruckt und in der Folgezeit bei vielen Aktionen und Anlässen an Bürgerinnen und Bürger verteilt. Am 27.10.2006 führte das Aktionsbündnis eine Diskussionsveranstaltung mit Vertretern der sieben im Würzburger Stadtrat vertretenen Fraktionen im Würzburger Hofbräukeller durch, um bei den Würzburger Stadträten für den Erhalt und die Sanierung des Bades am Standort zu werben sowie deren Positionen dazu zu erfahren und mit ihnen zu diskutieren. Für die Moderation der Veranstaltung konnte der damalige Leiter der Akademie Frankenwarte und Vor-sitzende des Würzburger FV, Georg Rosenthal, gewonnen werden.
2007 war geprägt von der öffentlichen Diskussion über einen Rückbau des Bades, der vor allem zulasten von Familien, Kindern und Vereinen gegangen wäre. Dagegen und für einen Erhalt von Bad und Eisbahn in vollem Umfang engagierte sich das Aktionsbündnis mit Infoständen in der Stadt, Flyer- und Flugblatt-Verteilungen, Schriftverkehr und Gesprächsterminen mit Verantwortlichen aus dem Rathaus sowie im Sommer 2007 mit Aktionen auf zwei Zellerauer Sommerfesten mit Unterstützung der Carnevalfreunde Zellerau und der Narrenfreunde Zellerau.
Parallel dazu erarbeitete eine Arbeitsgruppe im Aktionsbündnis ein Forderungskonzept, das die Anforderungen der Vereine und Nutzergruppen an die Ausgestaltung von Bad und Eisbahn beinhaltete. Ebenfalls parallel dazu führte das Aktionsbündnis die rechtliche Prüfung und Vorbereitung eines Bürgerbegehrens durch, das allerdings nicht durchgeführt wurde. Im Vorfeld der Kommunalwahlen 2008 führte das Aktionsbündnis am 16.11.2007 im Würzburger Hofbräukeller unter dem Titel „Nautiland/Eisbahn vor den Wahlen kein Thema – danach geschlossen?“ eine Podiumsdiskussion mit den Kandidatinnen und Kandidaten zur OB-Wahl durch. Ziel war die Werbung für den Erhalt von Bad und Eisbahn sowie von den Kandidatinnen und Kandidaten vor der OB-Wahl ihre Positionen dazu zu erfahren und zu diskutieren, um Überraschungen wie nach der OB-Wahl 2002 zu vermeiden. Für die Moderation der Veranstaltung konnte Reinhard Peter, stellvertretender Vorsitzender des Würz-burger FV und sowohl kommunalpolitisch als auch im Bereich des ehrenamtlichen Sports bewandert, gewonnen werden.
Nach einer Phase intensiver Gespräche sowohl mit der Würzburger Stadtbau GmbH, die zu der Zeit für die Betriebsführung von Bad und Eisbahn verantwortlich war, als auch mit dem neu gewählten Oberbürgermeister Georg Rosenthal, der sich bereits vor seiner Wahl klar für den Erhalt und die Sanierung des Bades am Standort ausgesprochen hatte, sowie viel Überzeugungsarbeit konnte ein großer Erfolg erzielt werden:
Am 12.11.2009 beschloss der Würzburger Stadtrat einstimmig ein Bäderkonzept für die Stadt Würzburg, das die Sanierung des Nautiland-Bades am Standort am Nigglweg beinhaltete. Damit war die wesentliche Entscheidung gefallen. Am 06.08.2010 sowie am 27.09.2010 führte die Stadt Würzburg zwei Bürgerwerkstätten zur Sanierung des Nautiland-Bades durch. Diese neue Form der aktiven Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sowie vor allem der betroffenen Nutzerinnen, Nutzer und Vereine in einem frühen Stadium der Planung, die OB Georg Rosenthal einführte, stieß auf sehr große Zustimmung. Das Aktionsbündnis beteiligte sich an beiden Bürgerwerkstätten vollzählig und brachte Anforderungen, Bedarfe und alle wesentlichen Gesichtspunkte in die Diskussionen mit den Experten, Planern und Verantwortlichen in.
Parallel zu den Planungsarbeiten beschäftigte sich das Aktionsbündnis 2011 und 2012 bereits mit der Ausweichplanung, die den betroffenen Vereinen und Gruppen die Überbrückung der Bauzeit ohne Schaden oder gar Einstellung des Vereinsbetriebs ermöglichen sollte, und stand hierzu u.a. auch in engem Kontakt zum Sportamt der Stadt Würzburg. Einen wesentlichen Fortschritt stellte zum 01.10.2012 die Gründung der Würzburger Bäder GmbH unter dem Dach der WVV mit dem erfahrenen Bäder-Experten Jürgen Athmer als Geschäftsführer dieser GmbH dar. Das Aktionsbündnis bedankt sich bei Herrn Athmer für die von Anfang an bis heute sehr offene und kompetente Zusammenarbeit. Die Jahre 2013 bis 2016 waren von einer engen Begleitung des Planungs- und Entscheidungsprozesses für die Sanierung des Bades und für die Aufrechterhaltung des Betriebes der Eisbahn geprägt.
Nach der Kommunalwahl 2014 wurde diese Phase durch eine erneute Varianten-Planung bestimmt. Beide bis 2016 letztendlich vergleichbar gerechneten Varianten, „Sanierung“ und „Ersatzneubau“, erfüllten die wesentlichen Gesichtspunkte aus den Bürgerwerkstätten 2010. An der von Oberbürgermeister Christian Schuchardt und der Würzburger Bäder GmbH am 20.10.2014 durchgeführten Bürgerinformation im Nautiland-Bad nahm das Aktionsbündnis vollzählig teil und brachte sich aktiv in die Diskussion ein. Ab 2015 setzte sich das Aktionsbündnis zunehmend dafür ein, eine Entscheidung in diesem mittlerweile doch sehr lang andauernden Prozess zu fällen, getrieben von der Sorge um den technischen Zustand des Nautiland-Bades, aber auch des für die Bauzeit als Ausweichbad vorgesehenen Bades Lindleinsmühle.
Dazu führte jeweils eine vierköpfige Delegation des Aktionsbündnisses, bestehend aus Bernhard Reble (DJK), Peter Endres (TSG), Norman Lugauer (ESV) und Klaus Friedrich (Sprecher), am 04.11.2015 ein Gespräch mit Vertretern der CSU-Fraktion im Würzburger Stadtrat sowie am 19.02.2016 ein Gespräch mit Vertretern der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Würzburger Stadtrat.
Am 21.07.2016 traf der Aufsichtsrat der Würzburger Bäder GmbH die Entscheidung für die Variante „Ersatzneubau“. Diese Entscheidung wurde eine Woche später auch von einem einstimmigen Votum des Würzburger Stadtrates unterstützt. Das Aktionsbündnis begrüßte diese Entscheidung ausdrücklich. Anvisierter Baubeginn ist Frühjahr 2017. Bis dahin prägt die Vorbereitung auf die etwa zweijährige Bauzeit mit der Ausweichplanung für den Schwimmsport und die Sicherstellung des Eis- und Rollsports die Aktivitäten des Aktionsbündnisses.
Würzburg, den 16.09.2016
Klaus Friedrich, Sprecher
MainpostartikelNautiland22092016
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